1700 Jahre jüdisches Leben – Max Erben sang jiddische Lieder am 17. November in Rodenkirchen
Dieses Jahr werden 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland gefeiert. Die Bürgervereinigung Rodenkirchen beteiligt sich mit einer musikalischen Veranstaltung an diesem Festjahr.
Informationen über „1700 Jahre Jüdisches Leben“ gibt es auf https://2021jlid.de/ und und im offiziellen Kalender, wo unserer Programm für das Festjahres #2021JLID augenommen wurde.
Über Max Erben
Max Erben dürfte vielen in Rodenkirchen bekannt sein. Denn er war über Jahrzehnte Deutsch- und Französischlehrer am Gymnasium Rodenkirchen.
Max Erben wurde 1942 in Metz, Frankreich, geboren, machte in Deutschland Abitur und studierte in Köln Germanistik und Romanistik. Bereits seit den 1970er Jahren tritt Max Erben als Musiker auf. Zunächst mit französischer Folklore, später beschäftigte er sich intensiv mit der musikalischen Liedtradition des osteuropäischen Judentums. Hinzu kommt seine Aktivität als Rezitator. Erben hatte zahlreiche Auftritte in Deutschland, Belgien und Israel. Er ist Mitglied der Kölner Gruppe Liederschlag, bekannt durch ihr Musikkabarett. Auch mit dieser Gruppe hat Max Erben mehrere CDs aufgenommen. https://max-erben.jimdofree.com/
Exkurs in die jiddische Sprache – Geschrieben wird nur in hebräischen Buchstaben!
Wer Jiddisch hört, denkt im ersten Moment, es sei ein Dialekt aus dem Schwäbischen, aus Bayern oder Österreich. Denn viele süddeutsche Dialekte bilden Verkleinerungsform nicht auf „-chen“ – sie sagen nicht „Städtchen“, sondern eben „Städtle“ analog zum im Jiddischen „Städtl“ oder „Schtetl“. Aber Jiddisch ist keinesfalls ein Dialekt!
Das heutige Deutsch und das Jiddische wurzeln nämlich in einem gemeinsamen sprachlichen Erbe, dem Mittelhochdeutsch. Das vor dem zweiten Weltkrieg von mehr als 10 bis 13 Millionen gesprochene Jiddisch ist nichts anderes als das „Teutsch“ der seit dem 13. Jahrhundert nach Osteuropa vertriebenen Jüdinnen und Juden. Natürlich durchlief das Jiddisch in fremder Umgebung eine eigene Weiterentwicklung.
Beachtenswert ist, dass im Jiddischen das Gerüst der Sätze immer auf Deutsch gebildet wird, sinntragende Wörter aber oft aus dem Hebräischen oder aus osteuropäischen und slawischen Sprachen stammen. Jiddisch schreibt man immer mit hebräischen Buchstaben, nicht mit lateinischen.
Jiddisch – eine Sprache ohne Land
Jiddisch – das erst seit dem 20. Jahrhundert überhaupt so bezeichnet wird – war die Alltagssprache der Juden in den Städtl Osteuropas. Wenn heute von Jiddisch die Rede ist, ist fast immer Ostjiddisch gemeint. Denn Westjiddisch wird so gut wie nicht mehr gesprochen.
Im 19. Jahrhundert bildete sich sogar eine bedeutende Literatur heraus. Heute, nach der fast vollständigen Vernichtung des Judentums gerade in Osteuropa, stellt sich die Frage, ob diese Sprache die nächsten Jahrzehnte überleben wird. Fachleute schätzen, dass nur noch etwa 1,5 Millionen Menschen, vor allem ultraorthodoxe in den USA, Amsterdam oder wenige in Jerusalem überhaupt noch Jiddisch als (Mutter)sprache sprechen.
Hoffnung für die jiddische Sprache?
Allerdings werden nach wie vor zahlreiche jiddische Worte oder Ausdrücke im heutigen Deutsch genutzt. Mischpoke, Maloche, Schmusen, Schlamassel, Knast oder an der Börse zocken: Die deutsche Sprache wartet mit vielen Wörtern auf, die aus dem Jiddischen stammen. Aktuell und gar in der Jugendsprache sehr gebräuchlich: „Zicken Zoff“ oder „Handy abzocken“. Jiddische Wortwendung gibt es sogar im Berliner Jargon. „Du kleene Dilljurke“ – wer sich von diesem Kompliment geschmeichelt fühlt, kommt vielleicht aus Berlin. Eingelegte Salz-Dillgurken sind typisch für die jüdische Küche. Warum man sich in Berlin aber geschmeichelt fühlen soll als „kleine Dillgurke“, das können uns am Abend vielleicht in Berlin geborene erklären.
Aufschwung für Jiddisch? Jinglish und das neue Jiddisch-Corona-Wörterbuch
Slang in TV-Serien und liebenswerte, manchmal auch ironische Redewendung, ja sogar die Corona-Pandemie scheinen neues Leben in die jiddische Sprache zu bringen. Das sogenannte „Jinglish“, das in der amerikanischen und englischen Umgangssprache Worte miteinander vermischt wie „Bagel“ oder „Mish-Mash“ ist uns durchaus geläufig. Jüngst hat beispielsweise die Netflix-Erfolgsserie „Unorthodox“ dem Jiddischen und dem „Jinglish“ neuen Aufschwung verschafft.
Wie lebendig die jiddische Sprache ist, beweist die Veröffentlichung eines Jiddisch-Wörterbuchs für die Corona-Krise. Dort erscheinen Ausdrücke wie „Die Farschparung“ (Die Ausgangssperre), „opgesundert“ (isoliert) und „Oisplatschikn die Krume“ (Die Kurve abflachen). Das berichtet Thomas Meyer, Schweizer Schriftsteller, im Mai 2020.
Redaktion: Beatrix Polgar-Stüwe
Mitgliederversammlung: Abschied Dieter Maretzy
Bürgervereinigung Rodenkirchen: Henriette Reker würdigt Dieter Maretzky – Neue 1. und 2. Vorsitzende gewählt
Dieter Maretzky, der seit 1981 als im Vereinsregister eingetragener 1. Vorsitzender die Bürgervereinigung Rodenkirchen geführt und geprägt hat, und das langjährige Vorstandsmitglied Jürgen Müller, der bis 2017 das Amt des 2. Vorsitzenden inne hatte, wurden verabschiedet. Die Feier fand im Rahmen der Mitgliederversammlung am 15. September 2021 im Kölner Ruderverein von 1877 statt. Insgesamt waren 83 Personen gekommen zu diesem besonderen Anlass.
Nach dem Bericht des Vorstands über seine Arbeit im Jahr 2020 ging es über zum feierlichen Teil. Dazu war als Ehrengast Oberbürgermeisterin Henriette Reker gekommen. Sie würdigte in ihrer Rede das Lebenswerk von Dieter Maretzky – die Bürgervereinigung Rodenkirchen – und übermittelte beiden ehrenamtlich Aktiven ihren großen Dank für ihren jahrzehntelangen, engagierten Einsatz. „Kein Oberbürgermeister kann da zeitlich mithalten“, gab Henriette Reker zu. Gewiss sei es Dieter Maretzky nach einer so langen Zeit nicht leicht gefallen, sein Amt abzugeben.
Die Oberbürgermeisterin lobte die vielen wichtigen Ergebnisse, welche die Bürgervereinigung Rodenkirchen in der über 40jährigen Schaffenszeit von Dieter Maretzky erreichen konnte. Große Empathie, Fairness und Respekt im Umgang mit Menschen, die vielleicht nicht der gleichen Meinung seien, zeichneten Dieter Maretzky besonders aus, sagte die Oberbürgermeisterin.
Sichtlich erfreut zeigte sich Dieter Maretzky (74) über den Besuch der Oberbürgermeisterin. Seine Vorstandskollegen hatten ihm zuvor nichts über den Ehrengast Henriette Reker verraten. In seinen Dankesworten betonte Dieter Maretzky, dass es ihm nicht leicht falle, nach so einer langen Zeit den 1. Vorsitz der Bürgervereinigung Rodenkirchen abzugeben. „Aber über 40 Jahre sind genug, und nun muss sich der Vorstand neu orientieren“, sagte Maretzky. „Miteinander reden und nicht übereinander“ war immer sein Credo gewesen. Diesen Leitsatz gab Maretzky dem Vorstand, dem neu gewählten 1. Vorsitzenden Wolfgang Behrendt und der neuen 2. Vorsitzenden Beatrix Polgar-Stüwe mit auf den Weg.
Zum Abschied übergaben die Vorstandskollegen Dieter Maretzky und Jürgen Müller ihre Andenken und dankten den beiden für ihr unermüdliches Engagement. Jürgen Müller (77), der auf insgesamt 20 Jahre Vorstandsarbeit zurückblickt, trat 2001 in den Vorstand ein. Von 2007 bis 2017 war der Diplom-Ingenieur für Maschinenbau gewählter 2. Vorsitzender. Danach übernahm er im Vorstand die Position als Beisitzender.
Bereits im Jahr 1975 trat Dieter Maretzky, Diplom-Bibliothekar, in den Vorstand der Bürgervereinigung Rodenkirchen ein und war zunächst sechs Jahre Geschäftsführer. Nach dem Tod des Vereinsgründers Rudolf Köhl hatte Dieter Maretzky zunächst den kommissarischen 1. Vorsitz inne. Nach seiner Wahl wurde Maretzky Ende Januar 1981 als 1. Vorsitzender ins Vereinsregister eingetragen.
So waren zahlreiche Weggefährten aus der Politik und aus Rodenkirchen zur Abschiedsfeier gekommen, unter anderem Landtagsabgeordneter Oliver Kehrl, der frühere Bezirksbürgermeister Mike Homann, Manfred Giesen als Bezirksbürgermeister Rodenkirchen, Vertreterinnen und Vertreter der Parteien aus dem Bezirk und aus dem Rat der Stadt Köln, Vereine wie Literamus und der Bürgerverein Köln-Bayenthal-Marienburg. Einige Teilnehmende hielten eine kurze Dankesrede und überreichten Geschenke.
Mitgliederversammlung 2021: Behrendt und Polgar-Stüwe zu Vorsitzenden gewählt
Vor der Verabschiedungsfeier berichtete Dieter Maretzky für den Vorstand über die Arbeit im Jahr 2020. Wolfgang Behrendt stellte in Vertretung der Schatzmeisterin Silvia Behrendt die Finanz- und Mitgliederentwicklung vor. Der Kassenprüfer Dr. Peter Wohlleben testierte in seinem Bericht die ordnungsgemäße Kassenprüfung. Der Vorstand wurde entlastet.
Für die Restzeit der Wahlperiode bis 2022 wurden Wolfgang Behrendt als 1. Vorsitzender und Beatrix Polgar-Stüwe als 2. Vorsitzende gewählt. Schatzmeisterin Silvia Behrendt und die anderen Vorstandsmitglieder setzen ihre Tätigkeit bis zum Ende der Wahlperiode im Jahr 2022 fort.
Mechthild Posth und Dr. Markus Sauer wurden als neue Beisitzende kooptiert.
Zum Nachlesen sind der präsentierte Jahresbericht 2020 und weitere Informationen über Dieter Maretzky, Jürgen Müller, Mechthild Posth und Dr. Markus Sauer. Ein Video über die Veranstaltung wird noch folgen.
In unserer Galerie und oben sehen Sie alle Fotos von Ulrike Fackert vom Ablauf des Abends. Copyright: Ulrike Fackert
Redaktion: Beatrix Polgar-Stüwe
Führung Tag des Denkmals 2021: Mahnmal von Willy Meller ‘Opfer der Gewaltherrschaft’
Zum Tag des offenen Denkmals stellte die Bürgervereinigung Rodenkirchen am Sonntag, 12. September das von Willy Meller erstellte Mahnmal auf dem Neuen Friedhof Rodenkirchen (Sürther Straße) vor. Die Skulpturengruppe wurde nach dem 2. Weltkrieg von Willy Meller aus Weiß erstellt. Obwohl sie kontrovers diskutiert werden müssten, stehen die Skulpturen dort völlig unkommentiert. Denn Willy Meller war ein Bildhauer, der zahlreiche Werke im Geiste des Nationalsozialismus geschaffen hat.
Während der gut besuchten Führung fand eine rege Diskussion statt. Es ging vor allem um die Frage: Ist die Skulpturengruppe von Wily Meller ein Mahnmal oder Kunst? Zu dieser Frage hat die Kunsthistorikerin Angelika Lehndorff-Felsko eine Nachbetrachtung verfasst. Den Wunsch, dass hier ein Infoschild zur Erklärung notwendig ist, fanden Teilnehmenden wichtig. Ebenso sollte die Figurengruppe unter Denkmalschutz .gestellt und restauriert werden. Einen weiteren Ergänzungstext mit Informationen über Willy Meller hat Dieter Maretzky aktuell zusammengestellt.
Der Neue Friedhof Sürther Straße und die Skulpuren
Der „Neue Friedhof“ ist schon der dritte Friedhof in Rodenkirchen. Nach dem historischen Friedhof an der alten Kirche St. Maternus (Kapellchen) wurde 1854 der zentral gelegene Friedhof an der Frankstraße. angelegt.
Der Friedhof an der Sürther Straße war bereits im Jahr 1941 in der damals eigenständig verwalteten Gemeinde Rodenkirchen aufgrund der stark anwachsenden Bevölkerungszahl für den Bestattungsbetrieb eröffnet. Das Friedhofsgelände besteht aus dem alten aus Jahr 1941 stammenden kleineren Teil und der großen Erweiterungsfläche (beginnend nach der Trauerhalle).
An der Verbindungstelle des alten und des neuen Friedhofteils wurde im Jahr 1968 eine Figurengruppe aus Betonguss ziemlich unauffällig gelegt, die an die Opfer der Gewaltherrschaft des NS-Regimes erinnern will. Geschaffen hat sie der Bildhauer Willy Meller aus Weiß. Fünf liegende Figuren sind von oben zu sehen. Erkennbar sind ein Gefesselter, ein entstellter Ausgehungerter, ein Soldat und eine Mutter, die ihr Kind schützend hält. Gut erkennbar ist ein Soldat, der sich verkrampft auf eine Trommel stützt. Schmerz, Trauer, Brutalität und die Sinnlosigkeit von Krieg und Zerstörung will Willy Meller vermitteln.
Doch was fällt auf, wenn man an die Opfer und Ermordeten des Nationalsozialismus denken? So erinnert Meller recht einseitig an die Opfer aus seiner Sicht: Bevölkerung und deutsche Soldaten. Seine Figurengruppe wird somit eher nicht dem Titel „Mahnmal“ gerecht. Zudem gibt es kein Hinweisschild auf den Urheber und den Titel dieses Erinnerungsversuches.
Denn Mellers wichtige Rolle im Nationalsozialismus – und zwar nicht nur im Zusammenhang mit diesem Kunstwerk – muss kritisch gesehen werden. Meller gehörte bereits ab 1933 zu den vielbeschäftigten Architekten und Bildhauern der NS-Zeit. Er baute zahlreiche Baudenkmäler in der Formensprache der Nationalsozialisten. Hitler verlieh ihm den Professorentitel, den er bis in die 1960ger Jahre noch führte.
Wegen seiner Arbeiten für die Nationalsozialisten erhielt Willy Meller von der Stadt Köln nach dem Krieg zunächst keine Aufträge mehr. Dennoch stehen bundesweit zahlreiche seiner Werke bis heute im öffentlichen Raum. Erst seit knapp zehn Jahren setzt man sich erst kritisch mit Willy Mellers Nachkriegskunst auseinander.
Dieter Maretzky, 1. Vorsitzender der Bürgervereinigung Rodenkirchen e.V. sowie Beisitzer im Vorstand “Verein EL-DE-Haus e.V” und Kunsthistorikerin Angelka Lehndorff-Felsko leiteten die Führung am Tag des Denkmals.
Der Tag des offenen Denkmals fand am 12.09.2021 unter dem Motto „Sein & Schein – in Geschichte, Architektur und Denkmalpflege“ statt.
www.tag-des-offenen-denkmals.de/aktionstag/denkmal/mahnmal-opfer-der-gewaltherrschaft-koeln
Text und Fotos: Dieter Maretzky
Link-Sammlung mit weiteren Information über Willy Meller (zusammengestellt von Dieter Maretzky)
https://images.findagrave.com/photos/2015/195/146586936_1436965629.jpg
https://de.findagrave.com/memorial/146586936/jakob-wilhelm-meller
https://de.linkfang.org/wiki/Willi_Meller
http://www.digiporta.net/index.php?id=367912107
(Willy Meller mit Ehefrau Elisabeth c. 1950)
http://www.digiporta.net/index.php?id=274942130
(Willy Meller im Atelier in Köln-Weiß, Triftweg 2, Foto 1965)
https://museenkoeln.de/kunst-und-museumsbibliothek/default.aspx?s=4240
http://www.hans-hesse.de/html/willy_meller.html
http://www.kunstmarkt.com/pagesmag/kunst/_id316694-/news_detail.html?_q=%20
https://www.ksta.de/koeln/koelner-bildhauer-willy-meller-das-erbe-des-adlermachers-1927938
https://de-academic.com/dic.nsf/dewiki/1516584
http://www.digiporta.net/index.php?id=538384038
http://historischesarchivkoeln.de:8080/actaproweb/search.xhtml
https://www.stadt-koeln.de/leben-in-koeln/freizeit-natur-sport/friedhoefe/rodenkirchen-neu
https://www.bildindex.de/document/obj05244124/mi12185b02/?part=0
https://www.gedenkhalle-oberhausen.de/node/139
https://skulpturen.kulturraum.nrw/bonn/willy-meller/liegende-mit-kind.html