Zum Tag des offenen Denkmals stellte die Bürgervereinigung Rodenkirchen am Sonntag, 12. September das von Willy Meller erstellte Mahnmal auf dem Neuen Friedhof Rodenkirchen (Sürther Straße) vor. Die Skulpturengruppe wurde nach dem 2. Weltkrieg von Willy Meller aus Weiß erstellt. Obwohl sie kontrovers diskutiert werden müssten, stehen die Skulpturen dort völlig unkommentiert. Denn Willy Meller war ein Bildhauer, der zahlreiche Werke im Geiste des Nationalsozialismus geschaffen hat.
Während der gut besuchten Führung fand eine rege Diskussion statt. Es ging vor allem um die Frage: Ist die Skulpturengruppe von Wily Meller ein Mahnmal oder Kunst? Zu dieser Frage hat die Kunsthistorikerin Angelika Lehndorff-Felsko eine Nachbetrachtung verfasst. Den Wunsch, dass hier ein Infoschild zur Erklärung notwendig ist, fanden Teilnehmenden wichtig. Ebenso sollte die Figurengruppe unter Denkmalschutz .gestellt und restauriert werden. Einen weiteren Ergänzungstext mit Informationen über Willy Meller hat Dieter Maretzky aktuell zusammengestellt.
Der Neue Friedhof Sürther Straße und die Skulpuren
Der „Neue Friedhof“ ist schon der dritte Friedhof in Rodenkirchen. Nach dem historischen Friedhof an der alten Kirche St. Maternus (Kapellchen) wurde 1854 der zentral gelegene Friedhof an der Frankstraße. angelegt.

Während der Führung von Dieter Maretzky (mitte) und Angelika Lehndorff-Felsko (rechts) Foto: Brigitte Klipper
Der Friedhof an der Sürther Straße war bereits im Jahr 1941 in der damals eigenständig verwalteten Gemeinde Rodenkirchen aufgrund der stark anwachsenden Bevölkerungszahl für den Bestattungsbetrieb eröffnet. Das Friedhofsgelände besteht aus dem alten aus Jahr 1941 stammenden kleineren Teil und der großen Erweiterungsfläche (beginnend nach der Trauerhalle).
An der Verbindungstelle des alten und des neuen Friedhofteils wurde im Jahr 1968 eine Figurengruppe aus Betonguss ziemlich unauffällig gelegt, die an die Opfer der Gewaltherrschaft des NS-Regimes erinnern will. Geschaffen hat sie der Bildhauer Willy Meller aus Weiß. Fünf liegende Figuren sind von oben zu sehen. Erkennbar sind ein Gefesselter, ein entstellter Ausgehungerter, ein Soldat und eine Mutter, die ihr Kind schützend hält. Gut erkennbar ist ein Soldat, der sich verkrampft auf eine Trommel stützt. Schmerz, Trauer, Brutalität und die Sinnlosigkeit von Krieg und Zerstörung will Willy Meller vermitteln.
Doch was fällt auf, wenn man an die Opfer und Ermordeten des Nationalsozialismus denken? So erinnert Meller recht einseitig an die Opfer aus seiner Sicht: Bevölkerung und deutsche Soldaten. Seine Figurengruppe wird somit eher nicht dem Titel „Mahnmal“ gerecht. Zudem gibt es kein Hinweisschild auf den Urheber und den Titel dieses Erinnerungsversuches.
Denn Mellers wichtige Rolle im Nationalsozialismus – und zwar nicht nur im Zusammenhang mit diesem Kunstwerk – muss kritisch gesehen werden. Meller gehörte bereits ab 1933 zu den vielbeschäftigten Architekten und Bildhauern der NS-Zeit. Er baute zahlreiche Baudenkmäler in der Formensprache der Nationalsozialisten. Hitler verlieh ihm den Professorentitel, den er bis in die 1960ger Jahre noch führte.
Wegen seiner Arbeiten für die Nationalsozialisten erhielt Willy Meller von der Stadt Köln nach dem Krieg zunächst keine Aufträge mehr. Dennoch stehen bundesweit zahlreiche seiner Werke bis heute im öffentlichen Raum. Erst seit knapp zehn Jahren setzt man sich erst kritisch mit Willy Mellers Nachkriegskunst auseinander.
Dieter Maretzky, 1. Vorsitzender der Bürgervereinigung Rodenkirchen e.V. sowie Beisitzer im Vorstand “Verein EL-DE-Haus e.V” und Kunsthistorikerin Angelka Lehndorff-Felsko leiteten die Führung am Tag des Denkmals.
Der Tag des offenen Denkmals fand am 12.09.2021 unter dem Motto „Sein & Schein – in Geschichte, Architektur und Denkmalpflege“ statt.
www.tag-des-offenen-denkmals.de/aktionstag/denkmal/mahnmal-opfer-der-gewaltherrschaft-koeln
Text und Fotos: Dieter Maretzky
Link-Sammlung mit weiteren Information über Willy Meller (zusammengestellt von Dieter Maretzky)
https://images.findagrave.com/photos/2015/195/146586936_1436965629.jpg
https://de.findagrave.com/memorial/146586936/jakob-wilhelm-meller
https://de.linkfang.org/wiki/Willi_Meller
http://www.digiporta.net/index.php?id=367912107
(Willy Meller mit Ehefrau Elisabeth c. 1950)
http://www.digiporta.net/index.php?id=274942130
(Willy Meller im Atelier in Köln-Weiß, Triftweg 2, Foto 1965)
https://museenkoeln.de/kunst-und-museumsbibliothek/default.aspx?s=4240
http://www.hans-hesse.de/html/willy_meller.html
http://www.kunstmarkt.com/pagesmag/kunst/_id316694-/news_detail.html?_q=%20
https://www.ksta.de/koeln/koelner-bildhauer-willy-meller-das-erbe-des-adlermachers-1927938
https://de-academic.com/dic.nsf/dewiki/1516584
http://www.digiporta.net/index.php?id=538384038
http://historischesarchivkoeln.de:8080/actaproweb/search.xhtml
https://www.stadt-koeln.de/leben-in-koeln/freizeit-natur-sport/friedhoefe/rodenkirchen-neu
https://www.bildindex.de/document/obj05244124/mi12185b02/?part=0
https://www.gedenkhalle-oberhausen.de/node/139
https://skulpturen.kulturraum.nrw/bonn/willy-meller/liegende-mit-kind.html